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Tinnitus

Erklärung, Ursachen, Therapie und Hinweise für den Alltag

 

Tinnitus ist als subjektive Wahrnehmung eines Geräusches bei Fehlen einer äußeren Schallquelle definiert. In vielen Fällen geht Tinnitus mit einer Hörstörung einher. Allerdings kann er auch als unabhängiges Symptom auftreten. Die Ursachen für die Entstehung können sehr vielseitig sein wie u. a. Lärm, Stress, Entzündungen, Durchblutungsstörungen, Altern und ototoxische Substanzen.

Die Entstehung von Tinnitus konnten trotz neuer Forschungsergebnisse in den letzten Jahren nicht eindeutig geklärt werden. Jährlich gibt es etwa 250.000 neue Patienten mit chronischem Tinnitus und das allein in Deutschland. Bei der Therapie des Tinnitus steht nicht mehr die Beseitigung des Tinnitus im Vordergrund, sondern die Umlenkung der Wahrnehmung und der subjektiven Bewertung, sowie die Behandlung der Begleiterkrankungen. Unter Berücksichtigung der Komplexität des Tinnitus wird ein ganzheitliches Behandlungsmodell zugrunde gelegt, deren zentraler Bestandteil eine professionelle psychosoziale Beratung von Einzelnen oder Gruppen ist.

Das Ziel ist Problemlösungs- oder Veränderungsprozesse anzustoßen. Dies erfordert eine Zusammenarbeit mit HNO-Ärzten, Fachärzten für Physikalische Medizin, Orthopäden, Psychologen, Physiotherapeuten, Neurologen etc.. Ein wichtiger Aspekt ist, dass ca. 95% der Tinnitus Patienten einen mehr oder weniger ausgeprägten Hörverlust aufweisen, die jedoch häufig erst mit der Auseinandersetzung mit dem Tinnitus bemerkt wird. Daher ist eine apparative Versorgung mit Hörgeräten bei Hörverlusten, Tinnitus und Hyperakusis wichtig. Der Lernprozess wird durch eine Hörgeräteversorgung unterstützt und kann so letztendlich eine positive Hörwahrnehmung und den Hörgenuss hervorrufen.

Das Training findet statt durch Aufmerksamkeitsverlagerung, Wegfiltern von Störgeräuschen sowie Erfahrungen mit der Stille und kann so den Tinnitus in den Hintergrund drängen. Subjektiver Tinnitus lässt sich im Wesentlichen definieren als:

  • ein Ton oder Geräusch (Pfeifen, Zischen, Rauschen oder Klingeln) in verschiedenen Tonhöhen und Lautstärken
  • ein Ton oder Geräusch, ohne Besitz einer äußeren Schallquelle, mit der Entstehung „im Kopf“

Tinnitus selbst gilt nicht als Krankheit, sondern als Symptom. Wird die Belastung durch den Tinnitus zu groß, kann sie zu Depressionen, Ängsten und Schlafstörungen führen. Generell ist es unbedingt notwendig und zu empfehlen, den Tinnitus durch einen Hals-Nasen-Ohren-Facharzt und ggf. anderen Fachärzten abzuklären. Auch wenn es noch keine Medikamente gegen chronischen Tinnitus gibt, kann man etwas tun, um dem Tinnitus mit mehr Gelassenheit zu begegnen.

Etwa 1,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter mittelgradigem bis unerträglichem Tinnitus. Um die Betroffenen optimal beraten und versorgen zu können, sollten Hörgeräteakustiker besonders gut informiert sein, über diese belastende Hörstörung.

Ohrgeräusche sind ein Symptom des Hörsystems. Ähnlich dem optischen System, das bei Störungen nur mit Sehminderung, subjektiven Lichtblitzen oder Lichtempfindlichkeit reagieren kann, führen Störungen des eigentlichen Hörsystems ausschließlich zur Hörminderung, Tinnitus oder Geräuschempfindlichkeit. In einer Vielzahl von Modellen wurde versucht, die Entstehung von Tinnitus auf den verschiedenen Ebenen des auditiven Systems darzustellen, um mögliche therapeutische Vorgehensweisen abzuleiten. Ursachen, die in der Cochlea (Innenohr), dem Hörnerv und der zentralen Hörbahn liegen, können oft nur nach Anamnese- und Befunderhebung hypothetisch zugeordnet werden. Festlegungen auf Pauschalhypothesen wie Durchblutungsstörung oder Stress werden der Differenziertheit des Tinnitus nicht gerechnet.

Da Tinnitus nur als Begleiterscheinung von Erkrankungen des Hörsystems betrachtet wird und damit meistens mit keiner lebensbedrohlichen Erkrankung im Zusammenhang steht, wurde noch bis vor 20 Jahren dem Phänomen Tinnitus im Medizinstudium und entsprechenden Lehrbüchern sowie in der Fachausbildung des HNO-Arztes wenig Raum zugestanden.

Grundlegende Arbeiten von Feldmann (1969), Vernon (1977) und Hazell & Wood (1981) zur Tinnitusmaskierung, neuere Erkenntnisse zur Funktion der äußeren Haarzellen des Innenohres und Tierexperimentelle Verhaltensstudien zusammen mit Untersuchungen an Kernen zentraler Hörbahnabschnitte (Jastreboff&Sasaki 1986; Jastreboff 1987; Langer&Wallhäuser-Franke 1998) stimulierten endlich empirische und experimentelle Arbeiten zum Thema Tinnitus auf somatischem und psychotherapeutischem Gebiet.

Als vorübergehendes Phänomen ist Tinnitus bei knapp der Hälfte der erwachsenen Bevölkerung eruierbar. Nach einer stichprobenartigen Umfrage im Raum Hamburg, (Tönnies 1992) konsultieren im Durchschnitt etwa 15 Patienten pro Woche wegen Tinnitus den HNO-Arzt. Nach Zahlen von Hausarztpraxen im Raum Göttingen geben 15 Prozent von 500 Patienten an, aktuell Ohrgeräusche wahrzunehmen, 22 Prozent berichten über zurückliegende Tinnitus-Phasen.

(Quelle: Hörakustik 9/14)

Was kann man gegen Tinnitus tun?

Hörtechnik Esther Fritz, Tinnitus

  • Bei einer Hörminderung besteht eine mangelnde akustische Stimulation (Anregung, Abwechslung) und gibt somit keine positive Konkurrenz zum Tinnitus.
    Deshalb: Hörgeräte, Noiser oder Musik zur Ablenkung einsetzen und Stille meiden.
  • Bei falscher oder nicht vorhandener Information, die stark beunruhigt und bei der der Tinnitus als Bedrohung empfunden wird.
    Deshalb: Seriöse Informationen einholen.
  • Bei einem Gefühl nichts gegen den Tinnitus tun zu können, treten Gefühle wie Kontrollverlust und Hilflosigkeit auf .
    Deshalb: Hilfsmittel einsetzen wie Hörgeräte, Noiser etc., Tinnitus-Retraining-Management.
  • Bei Angst vor Verschlimmerung bei z. B. Sport oder Reisen, zieht man sich immer mehr von der Familie und Freunden zurück
    Deshalb: Aktivitäten bewusst planen um den Tinnitus zu „trotzen“.
Tipps für ein Leben mit Tinnitus
  • Lernen Sie neu zu hören:
    Nehmen Sie Ihre Welt bewusst mit dem Gehör wahr. Hören Sie Ihre Lieblingsmusik oder gehen Sie in die Natur und lauschen einfach einmal den Vögeln, dem Wasserrauschen oder das Rascheln der Blätter im Wind. Abwechslungsreiche Höreindrücke lenken die Aufmerksamkeit weg vom Tinnitus.
  • Lernen Sie, sich richtig zu entspannen
    Weil das Geräusch eine Anspannung hervorruft, ist es wichtig regelmäßig Entspannungstechniken anzuwenden, die Körper, Geist und Seele lockern. Yoga, Tai Chi, Qigong und progressive Muskelentspannung sind hier einige Techniken, die zu empfehlen sind.
  • Bleiben Sie aktiv
    Nutzen Sie den Alltag mit Familie und Freunden bewusst mit vielfältigen Möglichkeiten. Alles was Ihr persönliches Wohlbefinden und Ihre Lebensfreude steigert, lässt den Tinnitus an Bedeutung verlieren.
  • Fördern Sie Ihre Fitness
    Alles was Spaß und für eine gesunde Auslastung sorgt, ist gut für Sie. Bei körperlicher Anstrengung kann der Tinnitus kurzzeitig lauter erscheinen, ist aber völlig normal.
  • Gehen Sie auf Reisen
    Selbst gegen Flugreisen ist auch mit Tinnitus nichts einzuwenden. Entdecken Sie die Welt in Ihrer Schönheit und Vielfältigkeit.
  • Achten Sie auf Ihr Verhalten vor dem zu Bett gehen
    Wenn Sie den Alltag aktiv gestalten und vor dem Einschlafen schwarzen Tee, Kaffee, schwere Mahlzeiten und Alkohol vermeiden, bringt Ihnen dies einen erholsameren Schlaf. Nehmen Sie ein warmes Bad und entspannen Sie sich bewusst.
    Hörtechnik Esther Fritz
  • Meiden Sie die Stille
    Gönnen Sie sich Ruhe und suchen sich dabei angenehm klingende akustische Stimulationen mit sanfter Musik, einem Zimmerbrunnen, Hörbüchern, Hörsystemen mit ZEN-Klängen oder Noisern.
  • Achten Sie auf Ihre Gesundheit
    Vermeiden Sie übermäßigen Genuss von Alkohol- und Nikotin. Erfüllen Sie sich Ihre Bedürfnisse und tun Sie sich etwas Gutes.
  • Nutzen Sie die Vorteile von modernen Hörgeräten
    Wer besser hört, kann den Tinnitus besser überhören. In der modernen Hörgeräteakustik gibt es im schicken Design komfortabelste Hörgeräte mit Tinnitus-Programmen.
Neue Therapieansätze?

Allgemein sehen die Experten in den verhaltenstherapeutischen Behandlungsansätzen das größte Entwicklungspotenzial für die zukünftige Tinnitus-Therapie. Hierzu gehören zum Beispiel kognitives Training und Aufmerksamkeitslenkung. Ferner war man sich auf einer Tagung übergreifend einig, dass Tinnitus und Hyperakusis parallel behandelt werden sollten. Hierzu wurden neue, teilweise durch Geräte unterstützte Übungstechniken präsentiert, die die Behandlung erleichtern sollen. Zudem stimmen die Experten darin überein, dass die Ergebnisse spezieller Hörtrainings und musiktherapeutischer Ansätze geeignet seien, um bei emotional angenehmen Hörreizen positive Auswirkungen auf die Patienten zu haben.

Unter dem Strich gesehen sei Tinnitus, so Prof. Dr. med. B. Mazurek, nach aktuellem Stand nicht heilbar. Nur Linderung sei möglich. Auch gebe es keine allgemeingültige Therapie. Daher vertraut die ITS-Präsidentin nur erprobten Behandlungsmethoden: „Mit der Retraining-Therapie (TRT) handelt es sich um eine Methode zur Linderung des chronischen Tinnitus, bei der die Verarbeitung und somit die bewusste Wahrnehmung in den Mittelpunkt der Behandlung gestellt wird.“

(Quelle: Hörakustik 9/14)

Wichtige Informationen und Selbsthilfe

Deutsche Tinnitus Liga e. V.: www.tinnitus-liga.de
Österreichische und Schweizer Tinnitus-Liga: www.oetl.at und www.tinnitus-liga.ch

Fachliteratur

Dr. med. Eberhard Biesinger
Tinnitus – Endlich Ruhe im Ohr, 2012

Erste Hilfe bei Ohrgeräuschen Ist Tinnitus heilbar?
Ein Tinnitus kann die Lebensqualität enorm beeinträchtigen. In dem Ratgeber „Tinnitus – Erste Hilfe bei Ohrgeräuschen“ erklärt der Autor Dr. med. Eberhard J. Wormer die möglichen Ursachen eines Tinnitus aurium, gibt Informationen zur Tinnitus-Diagnostik und zeigt Tipps sowie Therapiemöglichkeiten auf.

Weitere Fachliteratur finden Sie auf den Seiten der Deutschen Tinnitus-Liga

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